WENN ES WIEDER EINMAL EIN SCHWARZES SCHAF GIBT...


Von Hermann Kollinger
Feuerwehr Alkoven

 

Oberösterreichs Feuerwehren zählen über 87.000 Mitglieder, der Mammut-Anteil macht seine Arbeit freiwillig und unbezahlt.

Leider gibt es - wie in allen anderen Bereichen (Politik...) - auch immer wieder einmal ein schwarzes Schaf und ein Feuerwehrmitglied wird als Brandstifter überführt... 


GEFUNDENES FRESSEN

Für die Medien bedeuten Ereignisse wie diese mehr als ein gefundenes Fressen. Oft stehen ganz andere Gründe wie zum Beispiel psychische Störungen als Ursache für die Brandlegung fest, aber dass der Beteiligte Feuerwehrmitglied ist, steht im Vordergrund. Und das ist mehr als frustrierend!
Unzählige Male rücken die Freiwilligen bei Tag und Nacht aus, retten Menschen, Tiere und Sachwerte und mit einem Schlag sind all diese Leistungen vergessen. Jedermann spricht nur mehr vom "Brandstifter Feuerwehrmann". Unüberlegte Aussagen wie "Eh klar, ihr Feuerwehrer seid's eh alle Zündler" sind nicht aus der Luft gegriffen und entsprechen der traurigen Realität.

Ein Spruch passt an dieser Stelle recht gut:
Wüten die Flammen in deinem Haus, rufst du nach Gott und der Feuerwehr aus.
Ist aber gelöscht das Flammenmeer, so vergisst du Gott und schimpfst auf die Feuerwehr.


ANTEIL MINIMALST

Oft stehen ganz andere Gründe wie zum Beispiel psychische Störungen als Ursache für die Brandlegung fest, aber dass der Beteiligte Feuerwehrmitglied ist, steht im Vordergrund. Und Tausende andere, die ihre Arbeit uneigennützig verrichten, müssen die so "lustigen" Meldungen ausbaden. Spätestens wenn der eigene Hut brennt oder Feuer am Dach ist, fällt es den Leuten dann wieder ein... 
Wenn es in einem Jahr auch fünf schwarze Schafe wären, so kann man doch bei Gott nicht alle anderen 87.000 in den Dreck ziehen, oder???


MEDIENBERICHT NACH EINEM DERARTIGEN FALL


Dass Medien auch anders berichten können - zumindest im nachhinein - bewies Redakteur Roland Vielhaber von den Oberösterreichischen Nachrichten am 16. Jänner 2001:

LINZ. Die unheimliche Serie von zündelnden Brandstiftern stürzt die Feuerwehrmänner in eine Identitätskrise. "Ständig müssen wir uns dumm anreden lassen", weiß etwa Alkovens Kommandant Walter Burger. Landesfeuerwehrchef Johann Huber setzt auf Aufklärung.

St. Georgen, Bad Wimsbach und jüngst Marchtrenk - binnen eines Jahres waren drei Feuerwehrmänner als Brandstifter unterwegs. Die Folge: Das Image der Brandbekämpfer ist in der Öffentlichkeit angekratzt. "Sogar beim Eisstockschießen bin ich angestrudelt worden, dass wir von der Wehr alle Zündler sind", ärgert sich der Alkovener Burger. Aus Frust und Angst vor ähnlichen Anspielungen verheimlichen  gestandene Feuerwehrmänner sogar, dass sie ehrenamtliche Helfer seien, bestätigt der Feuerwehrchef Aussagen vieler seiner Kameraden. Der Alkovener sucht verstärkt Gespräche mit seiner Löschmannschaft: "Das Problem ist da. Aber wir dürfen uns wegen ein paar schwarzer Schafe nicht schämen." 
Ins gleiche Horn stößt auch Landesfeuerwehrkommandant Johann Huber: "Wir müssen der Öffentlichkeit klar machen, dass wir für sie Tag und Nacht da sind. 87.450 oberösterreichische Feuerwehrmänner rückten im Vorjahr zu 8.000 Brandeinsätzen und 30.000 technischen Einsätzen aus. Insgesamt haben wir 600 Menschen das Leben gerettet. Diese Leistungen dürfen nicht untergehen, nur weil drei Mann aus unseren Reihen als Brandstifter unterwegs waren." 
Huber forciert also die Aufklärung, gleichzeitig fordert er strenge Strafen: "Mitleid darf bei Brandstiftern keine Rolle spielen, weil die Allgemeinheit durch deren Verhalten Schaden erleidet." 

Alkovens Feuerwehrchef dagegen wehrt sich gegen Einstellungskriterien. Burger: "Alle drei Brandstifter haben anscheinend persönliche Probleme. Weil unsere Wehr allein aus 100 Mann besteht, stellt sich für mich die Frage: Wie soll ich für jeden einzelnen die Hand ins Feuer legen können?"


TOD DER FREIWILLIGKEIT

Eines steht auch fest: Die von den verschiedenen "Experten" geforderten psychologischen Test beim Eintritt in eine Freiwillige Feuerwehr würden auf kurz oder lang vermutlich den Tod der Freiwilligkeit bedeuten.
Nicht, dass der Eindruck entsteht, dass die Mitglieder diesen Test nicht bestehen würden, sondern es geht darum, dass sich diese Prozedur vermutlich nur wenige antun würde. Der Gedanke, dass man sich zum einen bereit erklärt, freiwillig und ohne Eigennutzen zu helfen und zum anderen sich dazu umfangreichen Tests und dergleichen zu unterziehen hat, würde sicher dazu führen, dass sich so mancher den Beitritt sehr wohl mehrmals überlegt. Denn irgendwann taucht die Frage auf, ob man das persönlich Not hat, sich das anzutun. Und das ist eigentlich niemanden zu verübeln.
Versetzen Sie sich selbst einmal in die Lage. Sie erklären sich bereit, freiwillig Arbeit zu übernehmen und bevor Sie überhaupt beginnen können, erwartet Sie ein Berg von Bürokratie und Hindernissen...

 

DENKEN - DANN REDEN!

Vielleicht geben diese Zeilen dem einen oder anderen doch etwas zu denken und man überlegt sich beim nächsten Mal, ob man sich seine boshafte oder ach so "witzig" gemeinte Wortmeldung nicht verkneift.
Die Feuerwehrmitglieder kämpfen nämlich schon genug an der Tatsache selbst, wenn ein Zündler aus den eigenen Reihen kommt. Da bedarf es nicht noch zusätzlichen Drucks!