Feuerwehr und Wirtschaft

 

 

Immer wieder versuchen einige wenige Unternehmen, zum Ergattern zusätzlicher Aufträge die Feuerwehren gewerblicher Dienste zu bezichtigen.

Im Anschluss finden Sie dazu einige freie Gedanken zu dieser Thematik.

Von Hermann Kollinger, FF Alkoven


Wirtschaft contra Feuerwehr


In der jüngeren Vergangenheit kommt es gelegentlich vor, dass sich - einige wenige - Unternehmen in Oberösterreich auf der Suche nach zusätzlichen Aufträgen in den Bereich der Feuerwehren drängen und nach Möglichkeiten suchen, deren Tätigkeit als gewerblich und nicht gerechtfertigt hinzustellen. Zudem werden Möglichkeiten gesucht, diese Aufgaben zu verbieten - was sich schnell zum Nachteil des Betroffenen herausstellen kann.

Anbei eine Schilderung aus der Sicht der Feuerwehr, die zum Teil generell gilt und aber auch für Alkoven anwendbar ist, wenn hier jedoch die Problematik im Bezirk kaum besteht und nur durch einen Betrieb aus einem anderen Bezirk die Erfahrung gesammelt werden durfte.

Beispiel Verkehrsunfall
In vielen Orten und Gemeinden ist es Praxis, dass die zuständige Feuerwehr mit dem alarmierten Rettungsdienst zu einem Verkehrsunfall ausrückt, um im Falle einer notwendigen Menschenrettung sofort und ohne Verzögerung vor Ort zu sein. Bereits einmal vor Ort, übernehmen die Einsatzkräfte auch gleichzeitig das Freimachen der Verkehrswege und die Bergung der beteiligten Unfallfahrzeug. Von der Feuerwehr wird ein Unfallfahrzeug auf den nächsten, öffentlichen und mit einem Ölabscheider ausgestatteten Platz gebracht. In Alkoven ist hierfür das Altstoffsammelzentrum vorgesehen.
Zudem werden am Unfallort selbst ausgelaufene Flüssigkeiten wie Öl, Treibstoffe etc. gebunden, um einerseits den Verkehrsfluss rasch wieder herzustellen und andererseits aber auch ein Eindringen dieser Verunreinigungen in das Erdreich zu vermeiden.


Innerhalb kürzester Zeit sind die Verkehrswege wieder
passierbar und Öl- und Treibstoffe gebunden. Auf den
stark frequentierten B 129 und B 133 ein wichtiger Faktor.

Nach der Freigabe der Unfallstelle kann der oder die Unfallbeteiligten selbst entscheiden, was mit seinem Fahrzeug in weiterer Folge passiert oder eben auch von einem gewerblichen Abschleppdienst abgeholt werden. Die Feuerwehr selbst führt keine Abschleppungen durch, sondern verbringt das Unfallfahrzeug nur von der Unfallstelle und schleppt diese nicht in andere Orte zu den Besitzern nach Hause.
Vor allem auf der stark frequentierten B 129 ist es wichtig, nach einem Verkehrsunfall den Verkehrsfluss sehr rasch wieder herzustellen. Die Vergangenheit hat schließlich bewiesen, welche Flurschäden auf den Ausweichrouten entstehen können, wenn die Fahrbahn längere Zeit gesperrt werden muss und sich die Fahrzeuglenker ihre Schleichwege in der Umgebung suchen.
Die Anfahrtswege von Unternehmen ist nicht gerade kurz und in den Nachtstunden sieht die Lage nochmals anders aus, ganz zu schweigen von Feiertagen oder Wochenenden. Praktische Erfahrungen zeigten bereits Wartezeiten von einer Stunde und mehr bzw. eine komplett fehlende Erreichbarkeit.


Schmierstoff- und Ölaustritt. Rasch wird das Unfallfahrzeug
entfernt und auf den nächsten öffentlichen Platz mit
Ölabscheider gestellt.

Dennoch wird versucht, gegen die Feuerwehren vorzugehen, welche jedoch - wie oben beschrieben - im Grunde nur die Erstarbeit vornehmen. Der Abschleppdienst kann in der Folge auf Wunsch des Besitzers - der schließlich in der Folge auch die Abschleppkosten sowie die anfallenden Standgebühren berappen muss - vom "Zwischenlagerort" weg hinfahren, wo immer der Kunde das auch wünscht... Nach dem Motto: "Wer zahlt, schafft auch an". Bei einer Zwangsbeglückung mit einem Dienst kann der Geschädigte jedoch kaum mehr seine eigene Entscheidung treffen...

... nur schwierige Bergungen
Seitens der Wirtschaft - wie bereits erwähnt, sind es nur einige wenige und meistens die selben - kam auch schon der Vorschlag, die Feuerwehren sollten nur in besonders schwierigen Fällen unterstützend eingreifen. Auch ein Trugschluss, der so nicht durchführ bar ist. Die Einsatzkräfte der Feuerwehren sind auch nur Menschen, die ihren Feuerwehrdienst freiwillig und als "Hobby" erledigen.
Die Feuerwehren sind bestrebt, jede Bergung ohne weitere Beschädigung eines vielleicht noch teilweise intakten Fahrzeuges durchzuführen und gehen bei einer Bergung schonend vor und arbeiten nicht ohne Rücksicht auf Verluste! Diese Vorgehensweise bedarf einer entsprechenden Übung. Und bekanntlich ist die beste Übung die PRAXIS. Ohne "normale" Einsatzbergungen kann auch keine große Herausforderung bewältigt werden. Wie denn auch?


Feuerwehr, nur wenn's happig wird - ohne Übung
bei einfacheren Einsätzen aber auch keine Praxis.

Dann gab es ebenfalls bereits Fälle, wo zuvor 3(!) Firmen verständigt worden wären. Entweder sie waren nicht in der Lage, eine entsprechende Bergung durchzuführen oder sie waren trotz "24-stündiger Verfügbarkeit" unerreichbar.

Das Konzept, die
Feuerwehren hier nur als "Notfallsdeppen" einzusetzen, kann somit nicht aufgehen.

Thema "Baumschneiden"

Wohl die wenigsten Feuerwehren reißen eventuell notwendige Baumschneidearbeiten mit Hand und Fuß an sich. Die Bevölkerung wendet sich jedoch in solchen Fällen gerne an die Feuerwehren, schließlich soll sie angeblich ja auch für derartige Zwecke da sein...
Nicht selten besteht Gefahr in Verzug und der Einsatz der Feuerwehr ist auch gerechtfertigt. Gelegentlich kann es aber auch vorkommen, dass Anlässe dabei sind, die nicht unbedingt Sache der Feuerwehr wäre, weil eben keine Gefahr besteht. Lehnt die Feuerwehr die Sache ab, geht dies in der Folge in der ganzen Gemeinde die Runde und es wird heftig am Ruf gekratzt. Auch eine Angelegenheit, nach derer niemand aus der Feuerwehr strebt...
Dann gibt es die extrem schwierigen Fälle. Der Baum steht in einer extrem "verzwickten" Situation, eine Strom- oder Telefonleitung befindet sich im unmittelbaren Bereich usw. Die Praxis zeigte bereits Fälle, wo gewerbliche Betriebe das Schneiden abgelehnt haben, weil es einfach zu gefährlich sei. Das solle die Feuerwehr machen...

Gefährliches Entfernen eines Baumes
Firmen weigerten sich damals, hier zu arbeiten.
"Zu gefährlich, das soll die Feuerwehr erledigen."

Also wieder der Ruf nach der Feuerwehr. Und wieder die gleiche Situation: Praxis kommt nur durch entsprechende Übung, ohne Übung keine Praxis. Und woher sollen die Männer die notwendige Praxis haben, nach Unwettern oft unter einer gefährlichen Spannung stehende Bäume aufzuarbeiten? Nur von Extremfällen allein kann niemand die notwendige Übung erlangen. Ein Ding der Unmöglichkeit.

Diese beiden Erklärungen sollen die Angelegenheit auch aus der Sicht der Feuerwehr beleuchten. Die Feuerwehren haben in den letzten Jahrzehnten gute Arbeit geleistet.

Es gab - zumindest in Alkoven - jedoch auch bereits mehrere positive Beispiele, die deutlich gezeigt haben, dass es auch ein sehr kooperatives Nebeneinander geben kann (z.B. der Unfall mit dem Pkw und dem Postbus, Ende August 2003 oder die Bergung eines Kastenwagens im Februar 2004).  

Ein gut funktionierendes Nebeneinander ist sicher möglich, nicht selten ist es jedoch einfach eine Frage, in welcher Art und Weise man
dieser Angelegenheit kommunikativ gegenüber tritt.