AMOKLENKER RASTE IN TANKSTELLE
16. Juni 1998


Ein spektakulärer Zwischenfall ereignete sich am Abend des 16. Juni 1998 gegen 20.35 Uhr an der B 129 in Straß in der Gemeinde Alkoven. In vermutlich selbstmörderischer Absicht raste eine Pkw-Lenker aus Aschach mit seinem BMW gegen die Zapfsäulen einer Tankstelle, um seinem Leben ein Ende zu setzen. Durch den entstandenen Brand brachte der gescheiterte Versuch jedoch die Einsatzkräfte der Feuerwehren in größere Gefahr, als den Verursacher selbst...   
Bericht und Fotos von Hermann Kollinger

Tankstelleneinsatz

Tankstelleneinsatz

Nach einem Familienstreit setzte sich ein 31-jähriger Aschacher in seinen BMW. In Feldkirchen rammte er ein Auto, beging Fahrerflucht und setzte seine Fahrt in Richtung Alkoven fort.  In Eferding ignorierte er zwei rote Ampeln und gefährdete andere Verkehrsteilnehmer durch waghalsige Überholmanöver. In der Ortschaft Straß verriss er mit Tempo 100 sein Fahrzeug nach rechts und steuerte gezielt auf die Zapfsäulen der dort befindlichen Stroh-Tankstelle zu. Eine Zapfsäule wurde mitgerissen und in Brand gesetzt, eine zweite schwer beschädigt. Die Wahnsinnsfahrt war aber bei weitem noch nicht zu Ende. Der Schlauch einer Zapfsäule hatte sich an der Stoßstange verfangen. Der Lenker raste mit dem brennendem Gerät im Schlepptau wieder auf die B 129, wo die Zapfsäule zur Seite geschleudert wurde und auf der Fahrbahn liegen blieb. Im Bereich der Tankstelle geriet aus den Zapfsäulen ausgetretener Treibstoff in Brand. Knapp 400 Meter später stoppte der Aschacher seinen Pkw auf einer Kreuzungsinsel und flüchtete. Er wurde jedoch später von einem Suchtrupp der Gendarmerie mit Unterstützung eines Hundes in einem Weizenfeld gestellt und abgeführt. 

Die Zapfsäule auf der Bundesstraße

Die Crash-Stelle

1. Notruf
Um 20.38 Uhr ergeht vom Roten Kreuz über Notruf eine Meldung über einen Verkehrsunfall in Straß an das Landes-Feuerwehrkommando.


Alarmierung

Einige Feuerwehrkameraden der FF Alkoven befanden sich nach dem Zillentraining auf der Terrasse des Feuerwehrhauses, als um 20.39 Uhr die Alarmierung durch die Landeswarnzentrale eintraf. „Verkehrsunfall auf der B 129 in Straß, Pkw ist gegen Tankstelle gefahren“ lautete der Einsatzauftrag. Knapp 1 Minute später rückte das RLF-A zur ca. 2 km entfernten Einsatzstelle aus. LFB-A, TLF sowie KDO folgten in kurzen Abständen. Zwischenzeitlich traf beim LFK ein zweiter Notruf ein, in dem die Gendarmerie mitteilte, dass die Tankstelle bereits brenne, worauf die LWZ die Alarmierung der zweiten Feuerwehr der Gemeinde, die FF Polsing, durchführte. Die FF Polsing ist jedoch mit einer Gruppe an der stillen Alarmierung der FF Alkoven angeschlossen, so dass diese bereits Kenntnis von diesem Einsatz hatte. Die Tatsache der brennenden Tankstelle wurde der Besatzung des
RLF-A in diesem Moment auch klar erkenntlich: Ab Ortsende von Alkoven waren im Bereich der Tankstelle schwarze Rauchschwaden sichtbar. Feuerwehrkameraden rüsteten sich mit schwerem Atemschutz aus und bereiteten sich „geistig“ auf einen Schaumangriff vor. Einsatzleiter BR Burger wollte gerade eine Feuerwehr aus der Nachbargemeinde alarmieren lassen, als die FF Eferding über Funk ihre Hilfe anbot; deren Anfahrt wurde angefordert.

Das Verursacherfahrzeug

Tankstellenbereich

Am Einsatzort
An der Tankstelle fand die FF Alkoven folgende Situation vor: Eine Zapfsäule liegt brennend auf der rechten Fahrspur und im Bereich der Tankstelle brennt ausgeflossenes Benzin. Mit einem Hochdruckrohr wurde die Brandbekämpfung der Zapfsäule aufgenommen, während ein Atemschutztrupp mit einem C-Schnellangriffsrohr die Flammen nahe eines Öl- und Heizölbehälters bekämpft. Zwischenzeitlich wurde ein Schaumangriff vorbereitet. Der Brand konnte jedoch so schnell abgelöscht werden, so dass letzteres nicht mehr erforderlich war.  Der ebenso eingetroffene TLF-Trupp nahm zwecks Sicherung ein weiteres Hochdruck-Rohr vor - die größte Gefahr war somit gebannt. Für  die nachrückende FF Eferding war ein Eingreifen nicht mehr erforderlich.


Sicherheitsventile schützten
Wesentlichen Schutz boten die bei den Zapfsäulen eingebauten Sicherheitsventile. Nach dem Abriss der Säule werden diese im Normalfall sofort aktiv, was ein weiteres Ausströmen von Benzin und Dämpfen verhindert.
In weiterer Folge waren umfangreichere Ölbindearbeiten auf der Tankstelle und auf der Bundesstraße erforderlich. Ebenso wurden die Sicherungsarbeiten an den Zapfsäulen durch Männer der  Feuerwehr unterstützt. Die FF Alkoven übernahm auch die Bergung und den Abtransport des beschädigten Fahrzeuges, während die FF Polsing in der Verkehrswegsicherung tätig war.

Tankstellenbereich

Presseinformationen

Unwahrscheinliches Glück
Bei diesem Einsatz war großes Glück im Spiel. Zum ersten war die Tankstelle zum Zeitpunkt des Zwischenfalls bereits geschlossen, so dass sich keine Menschen mehr in diesem Bereich befanden. Ein zündender Funke an der richtigen Stelle hätte einen Brand größerer Ausdehnung (weniger Meter neben der Tankstelle befindet sich ein Wohnhaus) zur Folge gehabt und die eingesetzten Kräfte zusätzlich gefordert.
Die FF Alkoven war von 20.39 Uhr bis 22.35 Uhr mit 28 Mann und vier Fahrzeugen im Einsatz. Die FF Polsing unterstützte die Arbeiten mit 12 Mann und einem Fahrzeug. Die B 129 war teilweise gesperrt bzw. wurde der Verkehr lokal umgeleitet.

Großes Medieninteresse

Aufgrund der Spektakularität des Ereignisses war das Interesse der Medien auch entsprechend groß, sogar von einer Münchner Tageszeitung kamen Anfragen. Einen Tag darauf schickte auch SAT1 und RTL ein Filmteam zur Stelle des Geschehens. Beide Sender berichteten über ihre Stationen.